Ich wollte mal alte Menschen fotografieren. Um die Gelassenheit des Alters zu zeigen. So der Plan.
Meinem Aufruf in der Zeitschrift Coolibri sind aber nur wenige gefolgt, leider. Gemeldet haben sich quasi alte Bekannte, das Ehepaar S., die schon für mein Projekt „Augen auf, Augen zu“ vor der Kamera standen. Das war auch eine tolle Begegnung seinerzeit, ziemlich genau ein Jahr her. Diesmal brachten sie die Mutter von Frau S. mit. 84 Jahre ist sie alt und was soll ich sagen? Die Gelassenheit pur vor der Kamera. Keinerlei Allüren oder Verstellung. klar, eine Frau die einen Krieg und den Wiederaufbau miterlebt hat und mehrere Kinder groß gezogen hat, lässt sich von einer Kamera nicht ins Bockshorn jagen.
Aber Herr und Frau S. kamen auch noch dran. Die sind auch schon Mitte 70 bzw. 60. Auch hier ist Gelassenheit am Werk, wobei man den beiden schon eher anmerkt, dass sie Spass haben vor der Kamera zu stehen. Hier musste ich dann schon mal eingreifen und im Gespräch auf die beiden Eingehen. Vor allen Dingen Herr S., den öffentlichen Auftritt gewohnt, zeigte bisweilen Spieltrieb, den ich so nicht erwartete. Allerdings unterscheidet sich dieser doch von dem jüngerer Menschen, indem die Ausdrücke doch hintergründiger und ich würde sagen, gehaltvoller sind als bei sehr jungen Menschen. So ganz lässt sich das aber nicht verallgemeinern, hatte ich doch auch schon äusserst hintergründige, junge Menschen als Portrait-Partner.
Was bleibt also als Fazit? Mir scheint Ausdrucksstärke ist kein Attribut des Alters, sondern eher eines des Geistes. Ein Geist in dem keine Filme ablaufen erzählt auch nach außen keine spannende Geschichten. Wobei ich glaube, das ältere Menschen eher bei sich selbst und gelassener sind. Dem würde ich aber gerne bei weiteren Fotoshootings mit älteren Menschen auf den Grund gehen.